Sadou Bah

Sadou Bah

Projektleiter in der Schweiz

46 Kilometer von Labé (Mittelguinea) entfernt liegen fünf Dörfer Seite an Seite: Roundebowal, Linguere, Dowsaare, Saara und Kimpa. Ich wurde 1967 in dieser Gegend geboren und im Alter von sechs Jahren im vier Kilometer entfernten Bezirk Silamakaya eingeschult. Nach meiner Grundschulzeit in Silamakaya, dort war damals die einzige Grundschule der Gegend, wurde ich zu Verwandten meiner Eltern in der Unterpräfektur Pilimini (sieben Kilometer von Silamakaya entfernt) geschickt. Ich absolvierte meine Sekundarschulzeit in Pilimini, wo sich die einzige Mittelschule des Ortes befand. Danach wechselte ich zum nächstgelegenen Gymnasium nach Labé, das 35 Kilometer von Pilimini entfernt ist. Auch dort wohnte ich bei Bekannten meiner Eltern.

Nach drei Jahren Aufenthalt in Labé ging ich zu meiner Schwester nach Conakry, der Hauptstadt Guineas, wo ich mein Abitur machte. Nach meinem Abitur wurde ich am Institut «Supérieur Agronomique et Vétérinaire» in Faranah aufgenommen. Nach fünf Jahren Studium erhielt ich mein Diplom als Forstingenieur.
Eine dreimonatige pädagogische Einführung befähigte mich schliesslich als Grundschullehrer zu arbeiten.

Auf diese Weise habe ich alle Regionen Guineas erlebt und kennen gelernt und ich bin weit weg von meiner Familie aufgewachsen. 
Die damaligen sozialen und politischen Spannungen haben mich auf der Suche nach Meinungs- und Handlungsfreiheit ins Exil getrieben. So kam ich 2002 in die Schweiz. Nach einem schwierigen Start in der Schweiz fühle ich mich heute als Schweizer hier zuhause.

Als ich 2016 zum ersten mal nach Guinea zurückkehrte, besuchte ich das Dorf Roundebowal. Der Bergwald sowie die Galerien um die Wasserquellen waren verschwunden – die Quellen waren trocken. Die wilden Tiere, die es einst in Hülle und Fülle gab, waren nicht mehr da. Haustiere und Dorfbewohner*innen streiten sich um das wenige Wasser, das aus der einzigen noch verbliebenen Quelle rinnt. Junge Leute suchen ihr Heil in der Stadt oder im Ausland; der Grossteil der Bevölkerung der Dörfer sind vor allem Frauen und alte Menschen. Diese Veränderung ist für mich spektakulär. Für die Bewohner:innen ist sie weniger spektakulär, weil sie langsam voranschreitet. Sie ist ihnen aber sehr wohl bewusst. Nach vielen Diskussionen beschlossen wir, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Umgebung aller zwölf Wasserquellen soll aufgeforstet, ein Brunnen gebaut, das Dorf mit Stacheldraht eingezäunt werden; es sollen Bienen gezüchtet, Mühlen eingeführt und Obstbäume gepflanzt werden. So wurde im Jahr 2018 der Verein CRUPED gegründet.

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